Für einen Paukenschlag sorgte Leichtathletin Lisa Hofmann vom TSV Bad Kissingen bei den U-20-Weltmeisterschaften in kanadischen Moncton. Die 18-Jährige lief im Finale über 400 Meter ein famoses Rennen und wurde in persönlicher Bestzeit von 57,74 Sekunden Fünfte. Die Badestädterin, die mit dem Erreichen dieses Endlaufes eigentlich schon ihr angestrebtes Ziel erreicht hatte, wollte im Finale plötzlich mehr. Als Siebtbeste aus drei Vorläufen hatte sie sogar ein bisschen Glück, dass sie noch einmal zeigen durfte, in welch exzellenter Form sie sich derzeit befindet. Bei besten äußeren Bedingungen und in einem vollen Stadion hatten die acht Finalistinnen wesentlich bessere Voraussetzungen als noch in den Vorläufen, als sie um neun Uhr morgens bei starkem Regen auf die Tartanbahn geschickt wurden.
„Als Sechstbeste war ich gemeldet, als Fünftbeste fahre ich nach Hause.“
Lisa Hofmann nach ihrem tollen WM-Rennen über 400 m Hürden
Hofmann durfte im Finale von der Bahn zwei aus ins Rennen gehen und hatte die Favoritinnen allesamt vor sich. Unmittelbar vor ihr startete Artsiukh Katsiaryna, die Weltjahresbeste aus Weißrussland, die schon im Vorlauf die mit Abstand beste Zeit erzielt hatte. Hofmann hatte einen guten Start und lag bis zur zweiten Hürde gleichauf mit der Favoritin. Auf der langen Geraden lief sie einen flotten aber dennoch ruhigen und sicheren 16-Schritt-Rhythmus zwischen den 35 Meter auseinander stehenden Hürden und schaffte dieses Mal auch die fünfte Hürde, die ihr sonst große Probleme bereitet, recht sicher. Zu diesem Zeitpunkt hatten Evonne Britton (USA) auf der Außenbahn und Traecey Ristananna (Jamaika) auf Bahn vier die Führung übernommen.
„Das Rennen lief richtig gut“, berichtete Lisa Hofmann. „In der zweiten Kurve habe ich nach der Rhythmusumstellung auf 17 Schritte versucht, schnelle Schritte zu machen.“ Diese sind der Fachoberschülerin, die in Kürze in der Klink Heiligenfeld in Bad Kissingen eine Lehre als Gesundheitskauffrau beginnt, gelungen. Als Fünfte bog sie mit viel Tempo auf die Zielgerade ein und nahm, wie auch all ihre Konkurrentinnen, sicher die vorletzte Hürde. Dass es für die letzte Hürde, bei der die Kräfte schon schwinden, keine ideale Taktik gibt, zeigte einmal mehr dieser Finallauf. Mit viel Risiko und langen Schritten liefen die US-Amerikanerin und die Jamaikanerin an die Hürden heran. Beide mussten im letzten Moment kurz treten und verloren dadurch ihren Laufrhythmus. Die Weißrussin, die sich ihr Rennen besser eingeteilt hatte, nahm das Hindernis sicher und lief in 56,16 eine neue Weltjahresbestzeit. Die Amerikanerin rettete, hinter einer Läuferin aus Russland, wenigstens noch Bronze, während die Jamaikanerin derart ins Straucheln geriet, dass sie noch von Hofmann eingeholt wurde. Die Bad Kissingerin wählte an der letzten Hürde die sichere Variante, nahm Tempo heraus, fügte einen Schritt mehr ein und kam so ohne Probleme über das Hindernis. Allerdings musste die TSVlerin auf der Zielgeraden dann noch die wie entfesselt sprintende Miki Shiori (Japan) an sich vorbei lassen. Beeindruckend: Bis auf eine Sportlerin gelang allen eine neue persönliche Bestzeit. Für die Japanerin, die in 57,35 Sekunden undankbare Vierte wurde, stand sogar ein neuer Landesrekord zu Buche.
Staffel-Nominierung als Lohn
„Als Sechstbeste war ich gemeldet, als Fünftbeste fahre ich nach Hause“, sagte Lisa Hofmann strahlend. „Damit habe ich wirklich nicht gerechnet und das ist ein großer Erfolg für mich.“ Zum Feiern blieb ihr aber keine allzu lange Zeit. Andreas Knauer, der nach zweijähriger Abwesenheit, wieder bayerischer Landestrainer wird und in Kanada als Bundestrainer für die 400 Meter fungiert, berief Hofmann in die Staffel über 4x400 Meter. Das deutsche Quartett (ohne Hofmann) hatte sich im Vorlauf, der eine Stunde vor dem Hürdenfinale stattfand, gerade so für das Finale (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) qualifiziert. Die Bad Kissingerin wird als Startläuferin das deutsche Quartett anführen und wie schon über 400 Meter Hürden von der Bahn zwei aus ins Rennen gehen.

Mainpost-Artikel von Reinhold Nürnberger

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